Bilderbücher in der Kita sind Kraftquellen im Betreuungsalltag.
Sie laden Kinder zum Staunen, Mitfühlen und Fragen ein. Sie eröffnen neue Welten – manchmal leise, manchmal laut – und geben Raum für Gespräche über das, was Kinder bewegt.

In dieser monatlichen Reihe stellen wir Bilderbücher vor, die Impulse geben für eine vielfältige, inklusive und sprachfördernde Pädagogik.

Ob zur Unterstützung der Kommunikation, zum Erleben von Diversität oder zum Begreifen von Gefühlen.
Unsere Empfehlungen laden dazu ein, mit Kindern ins Gespräch zu kommen, neue Perspektiven kennenzulernen und die Vielfalt kindlicher Lebenswelten sichtbar zu machen.

Weil jedes Kind Geschichten verdient, in denen es sich wiederfinden kann oder ganz neu entdecken darf.

Buchtipp:
Astronauten Kinder“ – Ein Kinderbuch über Neurodiversität, das Herzen öffnet

Es gibt Kinderbücher, die aufgrund ihrer Schönheit an Bildern in den Bann ziehen und dann gibt es solche, die neben ihrer Illustrationskunst wichtig und nachhaltig sind. Astronauten-Kinder von Natascha Berger und Anna Taube gehört ganz klar dazu. Das Bilderbuch behandelt ein Thema, das im Kinderzimmer, in der Kita und Schule sowie in unserer Gesellschaft mehr Sichtbarkeit verdient: Neurodiversität.

Worum geht es in dem Bilderbuch für Kita-Kinder?

In diesem Buch begleiten wir Kinder, die alle etwas gemeinsam haben. Ihre Wahrnehmung, ihr Verhalten oder ihre Reaktionen unterscheiden sich von dem, was Erwachsene oder andere Kinder vielleicht als „normal“ bezeichnen würden. Manche von ihnen sind besonders geräuschempfindlich, andere sprechen wenig oder brauchen viel Zeit, um sich auf neue Situationen einzustellen. Manche träumen sich in ferne Welten, andere haben Mühe mit der lauten Welt um sie herum.

Das Bild der „Astronauten-Kinder“ erscheint als wertvolle Metapher: Die Kinder sind wie RaumfahrerInnen – mit einem intensiven Blick auf die Welt, oft ein wenig abseits, aber mit einzigartigen Stärken und Sichtweisen. Es ist ein berührendes, kraftvolles Bild für das Leben mit Autismus, ADHS, Hochsensibilität oder anderen neurodiversen Erfahrungen.

Was dieses Buch ausmacht:

Das Buch richtet sich an Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter und an alle, die mit ihnen leben, lernen und wachsen. Ob zu Hause, in der Kita oder in der Schule: Das Buch eignet sich wunderbar, um ins Gespräch zu kommen über das, was oft unausgesprochen bleibt – über Anderssein, Zugehörigkeit, Rücksicht und Respekt.

  • Vielfalt statt Schublade: „Astronauten Kinder“ erzählt keine einzelne Geschichte, sondern zeigt, wie unterschiedlich Kinder sind und wie individuell ihre Erlebnisse und Erfahrungsschätze sein können.

  • Starke Bildsprache: Die atmosphärischen Illustrationen lassen Raum für Emotionen und Vorstellungskraft. Sie machen das Innenleben der Kinder in der Geschichte sichtbar, ohne es zu überzeichnen.

  • Stärkung des Selbstwerts: Kinder, die sich „anders“ fühlen, finden sich hier wieder und erhalten die wertvolle Botschaft: Du bist richtig, so wie du bist.


Fazit:

„Astronauten Kinder“ ist ein kluges Buch, das unsere Vorstellung von Normalität hinterfragt und sie durch etwas Wertvolles ersetzt: Respekt und Mitgefühl. Es zeigt: Neurodiversität ist kein Problem, das „gelöst“ werden muss, sondern Teil einer bunten, reichen Wirklichkeit. Ein Buch, das Kinder stärkt, Erwachsene zum Nachdenken bringt. Ein verbindendes Bespiel für die Aufgaben „Mut machen“ und „Augen öffnen“.
Ein unentbehrlicher Buchtipp für alle, die Kinder begleiten – so wie sie sind.

Faktencheck:
Neurodiversität von Kita-Kindern

Neurodiversität meint: Jeder Mensch denkt, fühlt und erlebt die Welt auf seine eigene Weise. Unser Gehirn ist so individuell wie ein Fingerabdruck und das ist etwas Wunderbares. Der Begriff beschreibt die Vielfalt des Denkens und Wahrnehmens. Manche Kinder nehmen Reize besonders intensiv wahr, andere denken in Bildern, wieder andere finden in Gruppen schwer Anschluss, sind jedoch tief in ihrer Gedankenwelt verwurzelt. Diese Vielfalt gehört zum Menschsein dazu.

  • Vielfalt statt Defizit: Neurodivergente Menschen (z. B. Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung oder Menschen mit Hochsensibilität) werden nicht als „krank“ oder „gestört“ betrachtet, sondern als Menschen mit einer anderen, aber gleichwertigen Art zu denken und zu leben.
  • Anerkennung und Inklusion: Es geht darum, neurodivergente Menschen nicht zu „normalisieren“, sondern ihre Bedürfnisse zu verstehen, ihre Perspektiven zu respektieren und Barrieren in Bildung, Arbeit und Gesellschaft abzubauen.
  • Ursprung in der Autismus-Community: Der Begriff entstand in den 1990er Jahren aus der Autismusbewegung und wurde später auf andere neurologische Unterschiede ausgeweitet.

Gerald Hüther, Neurobiologe und Bildungsexperte, betont immer wieder, dass Kinder nicht „optimiert“ oder „angepasst“ werden müssen, sondern gesehen, verstanden und ermutigt werden sollten. Demnach geht es darum, Kindern zu helfen, das in sich zum Blühen zu bringen, was bereits da ist. Dabei kann die Beziehungsgestaltung als Erdboden verstanden werden, auf der Entwicklung gedeihen kann. Wenn wir von Neurodiversität sprechen, dann sprechen wir nicht über Mängel, sondern über verschiedene Arten, Kind zu sein – jede davon wertvoll, jede davon eine Einladung, unsere Vorstellung von „normal“ zu überdenken. Und genau darin liegt die Stärke von Büchern wie „Astronauten Kinder“: Sie öffnen den Blick für das, was oft übersehen wird und stärken das Vertrauen in das, was jedes Kind einzigartig macht.

Unser Herz schlägt für die Entwicklung von Kindern und deren Begleitung in Kindertageseinrichtungen.

Dafür lernen wir mit pädagogischen Kräften aus dem Kita-Alltag u. a. in den Themenfeldern Inklusion, Bild vom Kind, Rolle der Fachkraft oder auch AD(H)S bzw. Autismus-Spektrum-Störung.

Unsere Unterstützung bieten wir in Form von Workshops, Inhouse-Schulungen, Weiterbildungen und Beratungen an.

Mehr über uns und unser Angebot auf unserer Webseite:
www.fokus-kita.de