Inklusion gewinnt in der frühkindlichen Bildung zunehmend an Bedeutung – sowohl im gesellschaftlichen als auch im pädagogischen Kontext. Doch was genau steckt hinter dem Begriff Inklusion in der Kita, und wie unterscheidet er sich von dem Ansatz der Integration?
Um Vielfalt in der Kita zu gestalten, ist es wichtig, sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen, um den Betreuungsalltag Schritt für Schritt inklusiver zu gestalten. In diesem Blogartikel möchten wir erste Einblicke in das Themenfeld Inklusion in Kitas geben und zur Umsetzung kleiner Schritte im Betreuungsalltag einladen,
denn auch vermeintlich k
leine Schritte haben eine große Wirkung.

Teil 1 | Einstieg ins Themenfeld: Integration und Inklusion

Definition Integration und Inklusion

„Integration“ und „Inklusion“ wird häufig im Kontext von Menschen genutzt, die nicht den gesellschaftlichen Normen entsprechen. Oft werden Inklusion und Integration gleichwertig verwendet, um über die vollständige Teilhabe von Menschen mit einer Beeinträchtigung an der Gesellschaft zu sprechen. Doch auch wenn beide Konzepte das Ziel der Teilhabe verfolgen, unterscheiden sie sich in ihrer Bedeutung:

Der Begriff Integration beschreibt Prozesse, bei denen Menschen in ein bestehendes System eingegliedert werden. Sie sind zwar dann Teil eines komplexen Systems, werden jedoch weiterhin als eigene Gruppe innerhalb dieses Systems betrachtet.
Im Bereich der Kindertageseinrichtungen könnte Integration als die Differenzierung zwischen Kindern mit und ohne Förder- und Therapiebedarf bezeichnet werden (vgl. Groschwald & Rosenkötter, 2021, Inklusion in Krippe und Kita). Diese Gruppe von Kindern ist zwar grundsätzlich Teil der gesamten Kindergruppe wird aber, aufgrund ihrer besonderen Merkmale, als eigene Gruppe betrachtet:

  • Teil der gesamten Kindergruppe: z. B. blaue Gruppe
  • Dennoch aufgrund besonderer Merkmale eigene Gruppe: z. B. Teil der I-Kinder der Kita

Integration erkennt zwar die Persönlichkeitsmerkmale und individuellen Bedürfnisse einer Person an, dennoch muss sich diese an ein bestehendes System und die damit verbundenen Umweltbedingungen anpassen.

Der Begriff Inklusion ist nicht immer eindeutig formuliert. In seiner umfassenden Bedeutung bezieht er sich auf einen Ansatz, der alle individuellen Merkmale einer Person berücksichtigt und den Gedanken der Vielfalt betont. Während Integration in erster Linie die Eingliederung in ein bestehendes System beschreibt, geht Inklusion einen Schritt weiter: Sie versteht sich als die Anpassung eines bestehenden Systems an die individuellen Bedürfnisse von Personen.

Dieser Prozess berücksichtigt dabei alle individuellen Merkmale einer Person und nicht nur vorhandene Beeinträchtigungen. Jeder Mensch hat somit ein Recht auf eine gleichberechtigte Teilhabe in der Gesellschaft, ungeachtet seiner individuellen Merkmale.
Mit Blick auf Kindertageseinrichtungen bedeutet Inklusion, dass jedes Kind, ungeachtet seiner Fähigkeiten, seines sozialen und kulturellen Hintergrundes sowie möglichen Behinderungen, am Betreuungsalltag teilhaben kann (vgl. Weltzien & Albers, 2014, Vielfalt und Inklusion).

Inklusion und Integration: Zwei Wege zur gesellschaftlichen Teilhabe

Es wird deutlich, dass der grundlegende Unterschied im Selbstverständnis der beiden Begrifflichkeiten liegt:

  • Integration fokussiert die einzelnen Bedürfnisse des Kindes, mit dem Ziel die Bedürfnisse einem System anzupassen.
  • Inklusion in der Kita hingegen betrachtet und verändert das gesamte System, damit es zu den individuellen Bedürfnissen aller Kinder passt.

Abbildung: Darstellung von Separation/Exklusion/Integration und Inklusion in Abgrenzung zueinander

Rechtliche Verankerung inklusiver Kinderbetreuung

Der Grundsatz ist nicht nur ein pädagogisches Ziel, sondern auch rechtlich verankert. So ist Inklusion unter anderem in folgenden Gesetzen verankert:

Somit ist Inklusion ein wesentlicher Bestandteil der frühkindlichen Bildung und muss in der pädagogischen Arbeit konsequent berücksichtigt und umgesetzt werden.

Vorteile von Inklusion in der Kita für die kindliche Entwicklung

Kinder, die von klein auf mit verschiedenen sozialen und kulturellen Hintergründen, unterschiedlichen Fähigkeiten sowie Bedürfnissen aufwachsen, lernen früh, Unterschiede wertzuschätzen und als positive Bereicherung zu erleben. Sie erleben, dass jeder Mensch einzigartig ist und dass diese Vielfalt einen essenziellen Teil des Lebens darstellt.

In inklusiven Settings wird die soziale Interaktion gefördert. Kinder lernen dadurch schon früh, Rücksicht auf andere zu nehmen, Geduld zu üben und sich in die Bedürfnisse ihres Gegenübers einzufühlen. Auf diesem Weg werden Vorläuferfähigkeiten, um Empathie zu entwickeln, sowie das Verantwortungsbewusstsein der Kinder gestärkt, welche Fähigkeiten sind, die sie ihr ganzes Leben begleiten.
Die Welt ist vielfältig und Kinder wachsen in einer globalisierten Gesellschaft auf. In einer inklusiven Umgebung lernen sie schon früh, wie sie in einer diversen Gemeinschaft zusammenleben können und wie bereichernd diese Vielfalt für alle ist. Dieses Verständnis fördert bereits frühzeitig Toleranz und Offenheit für Neues.

Wenn Kinder in einem Umfeld aufwachsen, in dem sie so angenommen und gefördert werden, wie sie sind, steigt ihr Selbstwertgefühl. Sie lernen, dass ihre individuellen Stärken wichtig sind und dass jeder Mensch gleichermaßen eine Rolle im Miteinander spielt.

Herausforderungen und Chancen einer Kita für ALLE

Durch Inklusion kann Kita so gestaltet werden, dass sie für alle Kinder, ungeachtet ihrer individuellen Voraussetzungen, zugänglich ist. Sie erfordert eine kontinuierliche Weiterentwicklung der eigenen pädagogischen Ansätze, Ausbau der Handlungsalternativen im Sinne von uneingeschränkten Teilhabemöglichkeiten sowie eine Sensibilisierung des Teams für ressourcenorientiertes Denken und Handeln.

Herausforderungen

Inklusion stellt hohe Anforderungen an die Ressourcen und Organisation in der Einrichtung.
Themen wie

  • Fachkräftemangel,
  • finanzielle Mittel und
  • bauliche Anpassungen

sind Herausforderungen, denen sich viele Einrichtungen stellen müssen.
Damit Inklusion gelingen kann muss unter anderem auch das sogenannte Ressourcen-Etikettierung-Dilemma gelöst werden.

Chancen

Inklusion bietet die Möglichkeit, eine Kita zu schaffen, in der alle Kinder und Familien voneinander lernen und ihre Vielfalt als Stärke wahrgenommen wird:

  • Sie fördert soziale Kompetenzen
  • stärkt das Gemeinschaftsgefühl
  • ermöglicht eine umfassende Teilhabe,

welche das Wohl jedes einzelnen Kindes in den Mittelpunkt stellt. Die pluralistischen Lebenswelten aller Kinder und ihrer Familien brauchen Berücksichtigung im pädagogischen Alltag und demnach entsprechende Förderung. Nur so stellen sie auch für die frühkindliche Bildung einen Mehrwert dar.

Inklusion in der Kita ist ein Prozess – ein Weg, den wir gemeinsam gehen

Inklusion in Kindertageseinrichtungen ist mehr als nur ein pädagogischer Ansatz – es ist eine Haltung. Sie fordert Offenheit, einen ganzheitlichen und ressourcenorientierten Blickwinkel sowie Kreativität.

Dadurch wird ein Raum geschaffen, in dem jedes Kind willkommen ist und in seiner Persönlichkeit wachsen kann.

Indem wir Inklusion von Anfang an fördern, bauen wir Barrieren ab und schaffen eine Umgebung, in der jedes Kind wertgeschätzt und unterstützt wird. Kinder, die Vielfalt akzeptieren und voneinander lernen, sind die besten Botschafter*innen für eine offene, solidarische und inklusive Gesellschaft.

Für pädagogische Kräfte, die Impulse und Anregungen für eine gelebte inklusive Praxis erhalten möchten, bieten wir die Weiterbildung „Inklusion in der Kita: Grundlagenwissen“ an (für mehr Informationen „hier“ klicken).

Hier werden Sie mit den Herausforderungen und Chancen von Inklusion vertraut gemacht und erhalten praxisnahe Impulse, wie Sie Ihre Einrichtung Schritt-für-Schritt inklusiv gestalten können. Lernen Sie, wie Sie Ihre Kita zu einem Ort machen, an dem alle Kinder – unabhängig von ihren Fähigkeiten, Bedürfnissen und Hintergründen – gleichermaßen teilhaben können.

Kita für alle – aber wie? Machen Sie den ersten Schritt und entdecken Sie, wie Inklusion in Ihrer Einrichtung gelingen kann!