Ein Kreativraum ist nicht genug – Kreativität von Kindern in der Kita fördern

Pragmatisch, kreativ und lösungsorientiert

Die Gesellschaft von morgen braucht kreative Erwachsene, die schnelllebigen Prozessen begegnen, Lösungen für Probleme der Zukunft finden und sich aktiv Herausforderungen der Digitalisierung stellen. Wie die Zukunft konkret aussieht können wir nicht vorhersagen. Was wir wissen ist, dass die Kinder von heute die kreativen Erwachsenen von morgen sein müssen, um unterschiedlichsten Lebenssituationen adäquat begegnen zu können. Kinderwelt ist und sollte daher von Kreativität geprägt sein. Zeit und Raum können in Kindertageseinrichtungen zur Verfügung gestellt werden, um Kinder im ästhetischen Ausdruck und in ihrem Ideenreichtum zu fördern.

Doch was braucht es dazu? Eine Schlüsselkompetenz ist Kreativität. Doch was bedeutet Kreativität überhaupt? Die gute Nachricht ist: Es müssen nicht alle Erwachsenen in 2050 malen oder basteln können. Kreativität ist viel mehr als das – und deshalb genügt ein Kreativraum in der Kita nicht.

In Kreativräumen dürfen Kinder oftmals ihre ästhetische Kreativität ausdrücken. Doch Kreativität ist mehr: Pragmatische Kreativität umfasst ergänzend das Finden von Lösungen und Ideenreichtum bezogen auf Situationen und Fragestellungen. Oder auch das Hinterfragen von Gegebenheiten und das In-Frage-Stellen.

Betreuungszeit als Ressource für kreative Prozesse nutzen

Welche Bildungsinstitutionen gibt es, an denen die kreativen Potenziale, die jedes Kind in sich trägt, gefördert werden? Eine wichtige Säule zur Förderung von Kreativität sind Kindertageseinrichtungen.

Ihnen wird die Verantwortung auferlegt, gemeinsam mit Familien Entwicklungsaufgaben von Kindern in sensiblen Lebensphasen zu begleiten. Kitas verfügen über die Zeit und den Raum, innerhalb der Betreuungszeit kreative Prozesse zu ermöglichen. Die Förderung dieser Kompetenz widerspricht in keinem Fall ihrem Bildungsauftrag. Ziel von Kitas ist unter anderem die Vorbereitung der Kinder auf weitere Bildungsprozesse, also dem Ausbilden von sogenannten schulischen Vorläuferkompetenzen. Wir favorisieren den Begriff der „Kindfähigkeit“.

Kindfähigkeit als Ziel für Kindertageseinrichtungen

Materialoffenheit beim Basteln

Materialoffenheit beim Basteln

Kindfähigkeit beschreibt, welche Kompetenzen Kinder besitzen sollten, um zunächst aktiv an der Grundschule teilzuhaben. Schulen als Bildungsinstitutionen ist vorgegeben, dass die Leistung der Kinder bewertet wird. An dieser Stelle rückt die pragmatische Kreativität eher in den Hintergrund und die ästhetische Kreativität wird in Form eines bewerteten Schulfachs angeboten: Kunst.

Daher ist es wichtig, dass Kindern in Kitas mehr Zeit für die Entfaltung ihrer Kreativität gegeben wird. Sie wahrzunehmen, zu fördern und nicht im Keim zu ersticken, weil das In-Frage-Stellen mal anstrengender sein kann oder Eltern sich einen „hübsch“ gebastelten Osterhasen von ihren Kindern wünschen. Kinder sollen und dürfen sich ästhetisch ausdrücken und dafür einen wertfreien Raum in der Einrichtung erhalten. Dort können die Ressourcen der Kinder wahrgenommen werden und die Fantasie darf ausgelebt werden. Vielleicht ist der Baum heute bunt. Was bastelt das Kind eigentlich? Ist es überhaupt ein Baum?

Kreativitätsförderung in der Kita

Raum geben für Ideenvielfalt von Kindern

Freies Basteln unterstützt bei Kindern komplexe Denkvorgänge und Problemlösungskompetenzen

Kinder haben ein Recht auf freies Spielen und Langeweile. Sie lernen in dieser Zeit viel, weil sie selbstbestimmt die Räumlichkeiten entdecken können und unterschiedliche Materialien ausprobieren dürfen.

Die Räume sollten einladend gestaltet sein: Alles was während des Freispiels im Blickfeld der Kinder ist, darf ausprobiert werden und mögliche Gefahrenquellen sind nicht vorhanden. Durch das vorbereiten eines Raums für das Freispiel wird eine altersentsprechende JA-Umgebung geschaffen.
Ideenvielfalt darf gefördert werden und Aushalten ist erlaubt. Es ist unvorstellbar aus Erwachsenensicht, wie aus einer PET-Flasche und Holzstäben ein Auto gebaut wird. Für das Kind ist es eine Verwirklichung seiner Kreativität. Es hat etwas Neues und für sich selbst einzigartiges erschaffen.

Spielzeugfreie Tage als Kreativitätsmotor

Spielzeugfreie Tage, wie zum Beispiel Naturtage im Wald sind ein wahrer Kreativitätsmotor in der Kita und zeigen wie Kinder mit ihrer Fantasie und Offenheit die Welt erkunden.
Besonders in Erinnerung bleiben Gespräche mit Kindern, in der sie die Welt in Frage stellen:

Gehen Bäume auch auf die Toilette?

Oder Situationen in denen Kindern offene Fragen gestellt und die überraschendsten Antworten ausgesprochen werden.

Der Wert des Freispiels in Kitas und die pädagogische Begleitung des Spiels erhält leider nicht die Anerkennung von Familien und der Gesellschaft, die es verdient. Durch zum Beispiel interaktive Elternabende, die aufzeigen, welchen Mehrwert Kinder aus Angebots, aber auch aus Freispielphasen ziehen können und welche Aufgabe die Teams in dieser Zeit haben, kann dieser Wert vermittelt werden.

Kreativität von Kindern fördern

Kreativität von Kindern fördern

Mit diesem Blogartikel laden wir Sie dazu ein, das Wort Kreativität mit anderen Augen zu sehen und es als zusätzliche Ressource zu vielen weiteren Kompetenzen wahrzunehmen. Es gibt auch hier nicht den richtigen Weg im Kita-Alltag – dafür aber zahlreiche Möglichkeiten Kinder bedürfnis- und zukunftsorientiert auf ihr Leben vorzubereiten.

Ganz nach dem Motto: „Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.“ (Pablo Picasso)

Weitere Impulse aus der Praxis, für die Praxis

Legearbeit

Legearbeit kann auch als moderne Form des Storytellings in Kitas genutzt werden. Insbesondere das gemeinsame Erzählen einer Geschichte sowie vielfältige, unfertige Materialien lassen Kindern Raum für Kreativität und Fantasie mit allen Sinnen.

Kreativität ist mehr als ein Ergebnis. Diese These greifen Malorte nach Arno Stern auf. Es geht im Kern darum, einen Raum für die eigene malerische Ausdrucksweise zu schaffen. Einen Raum, in dem Jung und Alt sich verwirklichen können.

Malen findet aus Lust und einem inneren Bedürfnis heraus satt. Zentral ist, dass sich dort ganz und gar dem Malen ohne bestimmte Erwartungen oder inhaltliche Vorgaben gewidmet werden kann, keine Gespräch über das Gemalte/das Bild sattfinden und das Gemalte am Ort ohne eine Form der Wertung verbleibt. Denn malen, kann jeder Mensch, die Wertung, ob es „gut“ aussieht ist immer subjektiv und stets von gesellschaftlicher Norm geprägt.

Malorte nach Arno Stern laden in einen wertfreien Raum ein. Elemente dieser Idee können auch im Kita-Alltag eingebaut werden, wenn die Rahmenbedingungen von allen Beteiligten gelebt werden.

Einen ersten Einblick in das Thema möchten wir mit einem Einblick in den Malort in Soest geben:

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abgerufen am 10.07.2023, Medien Mischerei, „Der Malort in Soest“ (2018): https://youtu.be/uievPnWy1Sg