Bereits jetzt haben einige Pflegekräfte die Möglichkeit, qualifiziert in Kitas in NRW zu arbeiten.

Die aktuelle Personalverordnung für Kindertageseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen definiert, dass bereits jetzt verschiedene Berufsgruppen qualifiziert in Kitas arbeiten können. Derzeit arbeiten entsprechend viele Teams bereits multiprofessionell.
Sollten Pflegekräfte aufgrund der Veränderungen durch die Krankenhausreform eine berufliche Neuorientierung in Betracht ziehen, könnte der Einstieg in den Kita-Bereich eine interessante Option darstellen. In diesem Kontext stellt sich die zentrale Frage für unseren Blogartikel:

Bieten Kitas in NRW berufliche Perspektiven für Pflegekräfte?

Dieser Artikel möchte dazu anregen, Fragen in Richtung Zukunft zu stellen und aktiv zur Beantwortung offener Fragen beitragen. Ganz nach dem Motto: Brücken bauen – die Zukunft liegt in der Vernetzung.

Pflegekräfte als Fachkräfte in Kitas NRW

Bereits jetzt gibt es Ausbildungsabschlüsse im Gesundheitswesen, die eine Tätigkeit als Fachkraft in Gruppen ohne zusätzliche Weiterbildungen ermöglichen. Zwei konkrete Beispiele hierfür sind Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger:innen sowie Pflegefachfrauen oder –männer mit Praxiseinsatzzeiten in Kindertageseinrichtungen. Diese Regelungen sind in den aktuellen Gesetzesgrundlagen zur Einstellung qualifizierten Personals für Nordrhein-Westfalen verankert:


In unserem Blogartikel „
Der Weg in die Kita als pädagogische Fachkraft“ bieten wir kompaktes Orientierungswissen, das Ihnen hilft, den Personaleinsatz in Kitas besser zu verstehen.
Für individuelle Beratungen hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen & Jugend die
Beratungsstelle Fachkräfte für Kitas und Ganztag an Grundschulen etabliert. Nähere Informationen zur Beratungsstelle können →hier abgerufen werden (Stand 31.10.2024).

Geplante Krankenhausplanung verändert die Kliniklandschaft

Die Krankenhausreform ist am 17. Oktober 2024 vom Bundestag und am 22. November 2024 vom Bundesrat beschlossen worden.¹
Die vom Bund vorgesehene Reform sieht vor, dass deutlich mehr Fachzentren aufgebaut werden sollen. Dies bringt zahlreiche Herausforderungen sowie Chancen für Einrichtungen und deren Mitarbeitende mit sich. Kleinere Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung können von Schließungen bedroht sein. Dass eine solche Perspektive Pflegekräften Sorge bereiten kann ist nachvollziehbar. Sollte die Krankenhausreform tatsächlich zu lokalen Schließungen oder Stellenabbau führen, könnte die Tätigkeit in Kindertageseinrichtungen eine zukunftsweisende Perspektive für medizinisches Fachpersonal bieten.

¹vgl. Bundestag. 2024. Krankenhausversorgung reformieren – Bundesregierung legt Eckpunkte vor. Deutscher Bundestag. https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2024/kw42-de-krankenhausversorgung-1024614, angerufen am 12.11.2024

Quereinstieg für Pflegekräfte in Kitas sinnvoll gestalten

Kitas arbeiten seit Jahren in multiprofessionellen Teams und der Trend nimmt weiter zu. Die Personalverordnung für Kitas in NRW legt fest, wer in Kitas tätig sein darf. Derzeit gibt es drei häufig genutzte Einstiegsmöglichkeiten:

  • Abschluss einer Person ist Teil der Personalverordnung:
    Eine Tätigkeit als Fach- oder Ergänzungskraft ist möglich

  • Abschluss ist aufgeführt, aber mit zusätzlichen Voraussetzungen:
    Praxiszeiten, 160-Stunden-Qualifzierung und/oder Fortbildungen sind erforderlich

  • Ausnahmegenehmigungen:
    In seltenen Fällen können solche Genehmigungen in Zusammenarbeit mit Trägern, dem Jugendamt und dem Landesjugendamt erteilt werden. Dafür ist oftmals ein Antragsverfahren mit einem Arbeitgeber (z. B. einer Kita) beim Jugendamt und/oder Landesjugendamt notwendig.


Um den Quereinstieg sinnvoll zu gestalten, ist eine Analyse bestehender Ausbildungsformen in Pflege und Medizin erforderlich. Ziel sollte sein, frühzeitig ergänzende Lern- und Kompetenzangebote zu entwickeln und Brücken im sozialen Arbeitsfeld für Pflegekräfte zu schaffen.

  • Welche Bildungsbrücken braucht es?
    Berufsbegleitende Aus- oder Weiterbildungen oder Modellprojekte?

  • Welche Akteure in NRW können sich zusammenschließen mit dem Ziel Berufsperspektiven zu schaffen?
    Land, Kommune, Bildungsinstitutionen und Verbände?

Pädagogik trifft Pflege: Chancen und Herausforderungen im multiprofessionellen Team

„Wenn Anderssein normal ist“
vgl. Aktion Mensch, abgerufen am 31.10.2024 unter https://www.aktion-mensch.de/inklusion/bildung/impulse/inklusion-material/impulse-anderssein

Erst wenn Vielfalt im beruflichen Werdegang normal ist, können multiprofessionelle Teams konstruktiv zusammenarbeiten, Ressourcen erkennen und Herausforderungen meistern.

In Kindertageseinrichtungen bedeutet multiprofessionelle interne Zusammenarbeit, dass Fachkräfte unterschiedlicher Berufsgruppen mit verschiedenen und ähnlichen Kompetenzen gemeinsam tätig sind. Im Vordergrund steht stets das Ziel, eine qualitativ hochwertige pädagogische Arbeit zu leisten.

Dabei dient multiprofessionelles Arbeiten nicht vordergründig zur Behebung des Fachkräftemangels. Vielmehr ist es ein zeitgemäßer Zusammenschluss von Kompetenzen, um bedürfnisorientierte Pädagogik ganzheitlich umzusetzen. Um mit vielfältigen Ressourcen zu arbeiten, braucht es mehr als Wissen über frühkindliche Bildungs- und Entwicklungsprozesse und deren Zertifizierung.
Es braucht Strukturen und Teamprozesse, um Hand-in-Hand arbeiten zu können. Multiprofessionelles Arbeiten bedeutet gleichzeitig auch, über bildungspolitische Herausforderungen oder Stolpersteine sprechen zu müssen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Fachkräfte aus Therapie oder Pflege können beispielsweise bei der Versorgung von Kindern mit einem mehr an Förderbedarf unterstützen. Sie können sowohl die Kinder fördern, als auch das pädagogische Team mit ihren Kompetenzen bereichern und von ihnen bereichert werden.

Wenn wir uns die Zeit nehmen, die individuellen Handlungskompetenzen von Pflegekräften in Kitas NRW in ein berufliches Selbstverständnis für die Kinder zu integrieren, fördern wir Vielfalt und Qualität in der Kita.